DER GROSSE NEWCOMER-LESEABEND
In Kooperation mit der Universität der Künste Berlin
Inhalt
An diesem Abend kommen vier neue künstlerische Stimmen zu Wort. Die Autor:innen studieren aktuell an der Universität der Künste Berlin im 17. Jahrgang Szenisches Schreiben bei Dramaturg und Schriftsteller John von Düffel. Sie lesen ihre Texte zum Thema Einsamkeit, Beziehung, Rassismus; reflektieren über Fragen des Geschlechts und über das, was sie in der Gesellschaft wahrnehmen und erleben. Freut euch auf einen spannenden Abend!
Text 1: ALLEIN von Laura Schinzel
Allein ist nicht einsam. Wer hat entschieden, dass es neben der Frau ohne Partner:in eine Lücke gibt, die gefüllt werden muss? In dem Stück ALLEIN wird niemand wachgeküsst. Stattdessen wecken sich die Figuren gegenseitig aus dem (Alb-)Traum auf, all ihr Glück in der einen wahren Liebe finden zu müssen. Aus den Untiefen der Geschichte tauchen Frauen auf, die sich an Spinnrädern finanzielle Unabhängigkeit erarbeiteten; die sich »ein Zimmer für sich allein« erkämpften; die Liebe jenseits des romantisch verklärten Ideals der Ehe suchten. Die Figuren spüren gemeinsam der politischen Kraft ihres Alleinseins nach und laden das Publikum dazu ein, neue, vielleicht erfüllendere Lebensentwürfe zu erkunden.
Text 2: BOYFRIENDS von Nika Matteo Hauger
BOYFRIENDS ist ein Text über boyfriends, die Familien gründen, ihre Abhängigkeiten entdecken und wütend sind.
Dey rennt und drückt mich gegen die Haustür und die Klinke rammt sich in meinen Rücken
Endlich
Die Türklinke steckt komplett in meinem Rücken
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Fahr mich ins Krankenhaus und ich auf der Rückbank, die Türklinke oben
Fahr mich sanft um die Kurven und drücke die Daumen fest in den Lenker
Pack mich an deine Seite und bring mich zur Notaufnahme
Mach die ernsten Augen, aber die, die auf meiner Seite sind
Gib dich als mein Notfallkontakt an, Name: Du Status: Boyfriend
Frag mich, ob ich was trinken möchte, aus einem Strohhalm, auf der Seite liegend
Frag mich, ob du dich zu mir auf die Liege legen sollst
Frag mich, ob ich aktiv rutschen kann oder du mich passiv drehen sollst
Dreh mich passiv und überprüfe, ob die Türklinke noch steckt
Leg dich nah an mein Gesicht und streichel über meine rote Backe
Streichel über die geschwollene Backe deines Schlags
Schau mich an, wie du XXXX anschaust und sag, dass es ein unehrlicher Blick ist
Schau mich anders an, und sag, dass das dein ehrlicher Blick ist
Sag, dass du mich so seit einem Jahr anschaust
Sag, dass ich weiß, was das zwischen uns bedeutet
Sag, dass du Festlegungen liebst
Suche eine Ärztin und fordere eine schnellere Behandlung
Bleib liegen, während wir in den OP gefahren werden
Bleib liegen, während ich ausgezogen werde, während mir der Zugang gelegt wird
Bleib liegen, während sich die Ärzt*innen steril waschen
Streichel über meine geschwollene Backe und sag, ich bin dein boyfriend
Sag, dass boyfriends sich nicht trennen im OP
Knutsch mich, schnell, während weißes Fentanyl aufgezogen wird
Knutsch mich schneller, während die Spritze angesetzt wird, der Zugang geöffnet
Knutsch mich und bleib liegen, während weißes Fentanyl in mich fließt und ich von
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Text 3: DA LIEGT EIN HERZ von Leah Luna Winzely
Eine junge Frau rast durch die Großstadt. Zwischen Traum und Wirklichkeit begegnet sie ihren Erinnerungen und einer schmerzvollen Vergangenheit. Sie fährt und überfährt, sie fragt und befragt; Wie wäre zu handeln, wenn es noch einmal möglich wäre?
Text 4: WARTEZIMMER von Alice Muitoevoli Rugai
Ich glaube, dass all diese Schmerzen vielleicht von den Theorien kommen und nicht von der Endometriose, ja, es müssen die Theorien sein, doch indem ich mich selbst zerreiße, mich dekonstruiere, bin ich endlich frei. Dieser Körper verbindet die Vergangenheit und die Zukunft, es ist, als würde man in das Loch zurückgehen. Ja, es müssen die Theorien sein und nicht die Inkompetenz derer, die ihre Karriere auf Körpern aufgebaut haben, die nicht ihre eigenen sind. All dieser Schmerz ist nur in meinem Kopf, er ist nichts, jeder fühlt ihn, er ist normal. Es sind die Theorien, die Gewebe wachsen lassen, wo keins sein sollte, es sind die falschen Theorien und die falschen Ideologien. Und ich liege hier falsch, so viel ist klar, nichts von dem, was sie sagen, ergibt für mich den geringsten Sinn, und Krämpfe, Krämpfe sind das einzige, was ich noch als real bezeichnen kann. Zum Beispiel, wenn man glaubt, misogyn zu sein, und stattdessen einfach die falsche Adresse hat: Krämpfe.
Mitwirkende
Laura Schinzel, Leah Luna Winzely, Alice Muitoevoli Rugai, Nika Matteo Hauger
Dauer: ca. 120 Minuten
frau*macht theater.
- Voll:
- 10 Euro
- Ermäßigt:
- 5 Euro
Beim Online-Ticketkauf sowie beim Kauf in einer reservix-Vorverkaufsstelle fallen zusätzliche Gebühren an. Diese entfallen beim Kauf an unserer Theaterkasse.
Diese Produktion wurde gefördert von


