DIE UNANTASTBAREN - Ein Hörstück
Annedore Bauer
Inhalt
»Irmchen macht Botengänge für meinen Vater, sie hat eine gelbliche Hornbrille, und spricht etwas verschwurbelt, liefert aber immer sehr korrekt Unterlagen "für den Herrn Pastor" ab, manchmal bleibt sie bei uns im Flur stehen. Dann redet sie mit mir, bis meine Mutter eine Tafel Rittersport für sie geholt hat, Vollmilch-ganze Nüsse. Ein "Impfschaden", behaupten die Leute. Irmchen hat die grauen Busse überlebt. Und sie hat mir ins Poesiealbum geschrieben…«
Die Tochter eines Pfarrers erinnert sich an ihre Kindheit in einer Kleinstadt in der BRD der 1970er und 1980er Jahre. Der Vater leitet eine »Anstalt« für geistig und körperlich behinderte Menschen und sie wächst dort auf. Draußen: Eßpapier, amerikanische Soldaten und die Fahndungsplakate der RAF. Drinnen: eine protestantisch geprägte Welt inmitten nicht perfekter Körper. Doch unsere Gesellschaft ist bestimmt vom Ideal gesunder, leistungsstarker Menschen. Gewollt ist ein Individuum, das sich ständig neu erfindet. Immer verfügbar, immer präsent. Ein Abend voller Widersprüche. Über das Erinnern, die Sehnsucht nach heiler Kindheit und die erneut dringliche Frage: Was wird mit jenen, die sich nicht optimieren können?
Mitwirkende
Idee, Text und Umsetzung: Annedore Bauer | Co-Regie: Thomas Kitsche | Musik und Aufnahme: Frieder Zimmermann | Stimme vom Band: Stephanie Eidt | Dramaturgische Beratung: Andreas Wassermann | Einstudierung Tanz: Anna Till | Bühnenidee und Fotobearbeitung: Tatjana Basting
Dauer: ca. 60 Minuten
Ergänzungen / Hinweise
»Viele Menschen haben mir bei der Rekonstruktion eigener Erinnerungen sowie bei historischen Recherchen geholfen. Ihnen allen möchte ich danken. Manches wurde aus Respekt oder auch im Sinne der Geschichte weggelassen oder neu dazu entwickelt. Entstanden ist daraus ein autofiktionaler Text. Dieses Projekt wurde von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen gefördert. Mein ausdrücklicher Dank gilt dem gesamten Team des Societaetstheaters Dresden.« (Annedore Bauer)
ANHÖREN!
Dieses Hörtheaterstück ist bis Sonntag, 14.3., 23:00 Uhr, online verfügbar.
Pressezitate
»Ein großartiges Stück Lockdown-Kultur, auch technisch einwandfrei umgesetztes Hörtheater!« (Dresdner Neueste Nachrichten)