Foto: André Wirsig / Grafik: Anett Bauer

DIE STANZ GANZ NAH

Albrecht Hirche

Schauspiel

Inhalt

Alles beginnt mit der Entlassung von Bridget Stanz aus der JVA Chemnitz. 33 Monate Knast. Ihr Sohn lebt mittlerweile beim Vater, sie hat Kontaktverbot wegen, naja, wegen der Brandstiftung damals. Jetzt hat die Stanz einen Sozialarbeiter, den Gerd, der ihr bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft helfen soll. Doch dann kommt Marlene ins Spiel, ihre älteste Schwester, zu der Bridget seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr hat. Wie zu allen anderen auch nicht. Gerade mal 16-jährig wurde Bridget als alleinerziehende Mutter von ihrer Familie im Grenzland zurückgelassen. Nun plant der Vater, schwer erkrankt, die Versöhnung. Für die Übernahme seiner Pflege bietet er Bridget sein gesamtes Erbe. Die bisherige Erbin Marlene ist die Überbringerin dieser explosiven Nachricht und so geraten die beiden Frauen mit Furor aneinander. Eine Familie am Rande des Nervenzusammenbruchs und ein Sozialarbeiter zwischen allen Fronten.

Um größere gesellschaftliche Zusammenhänge zu erkennen, muss man oft erst ins Detail, in die kleinste Zelle von Gesellschaft schauen. Dies ist eine Geschichte über Menschen, über die man eigentlich nicht spricht. In einer Gegend, die von der Welt vergessen scheint, und deren Strukturen noch an die des letzten Jahrhunderts erinnern. Aber diese Menschen und diese Gegenden existieren und wollen gehört werden. Neues Volkstheater zum Ernst der Lage mit komödiantischen Elementen.

DIE STANZ GANZ NAH ist der zweite Teil einer geplanten Trilogie. Der erste Teil, DIE STANZ IN GRENZLAND, feierte im November 2021 Premiere am Societaetstheater. Der zweite Teil funktioniert auch ohne Kenntnis des ersten.

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STIMME: Bridget Stanz ist wieder da! Einer hat sie auf dem Parkplatz hinterm LIDL gesehen. Sie hat abgenommen. Jetzt nicht ein, zwei Kilo, ein ganzer Wassereimer voll! Voll Fett, so ein Eimer. Leute! Ganz hohl sah sie aus. Ganz…ganz…

STANZ: Bah! Wer hat denn da eben gesprochen? Ich und abnehmen? Dummes Zeug! Ich hab´ alles wo hingehört. Alles was Spaß…

STIMME: Wart mal bitte kurz ja! Ich mache hier auch nur meinen Job! Ganz, ganz ausgemergelt sah sie aus! So! Und weiter im Text: Bridget Stanz ist wieder da, hört ihr Leute! Die Stanz is back! Alle Frauen in Weißwasser und Grenzland hergehört! Sperrt eure Männer weg, das geile Luder ist zurück! Dass sie die noch mal rauslassen!

STANZ: Ja, sie haben mich rausgelassen. Spinnt der? War ja auch drin, kann man auch wieder raus. Aus dem Leben kommt man ja auch raus. Am Ende ja…haha! Aber bis dahin…? Volle Pulle!!! Kommt da noch was!!!!? Hey…!?!! Volleeee Pullleeee…!!!!!

 

Mitwirkende

Text, Regie, Ausstattung, Künstlerische Leitung: Albrecht Hirche | Spiel: Iris Pickhard, Sabine Köhler, Oliver Dressel | Produktionsleitung: Nicole Meier (art.revolution) | In Kooperation mit dem Societaetstheater Dresden | Mit freundlicher Unterstützung von Cie. Freaks und Fremde

Dauer: ca. 90 Minuten

Voll:
18 Euro
Ermäßigt:
13 Euro
Studenten, Schüler, Azubi:
8 Euro

Beim Online-Ticketkauf sowie beim Kauf in einer reservix-Vorverkaufsstelle fallen zusätzliche Gebühren an. Diese entfallen beim Kauf an unserer Theaterkasse.

Pressezitate

»Das Kammerspiel besticht und überzeugt auf mehreren Ebenen. Erstens verleiht die sprachliche Gewandtheit des Textes, dessen Ausdrucksmittel von stakkatohaft bis breit erzählend reichen, den Figuren Ambivalenz und Wandelbarkeit. Es entstehen situative Bilder, die weit entfernt sind von hölzernen Stereotypen. Indem sie mehr sind als eine bloße Imitation von Wirklichkeit, nähern sie sich der Komplexität von Beziehungsgeflechten an. Weiterhin entwickelt der ungewöhnliche Ort seinen eigenen Reiz. Die Schauspieler bewegen sich drinnen und draußen: im Besucherzentrum und jenseits der großen Schaufenster, auf dem Fußweg, auf der Straße, vor der Dreikönigskirche. Passanten werden zum Teil des Stückes, Theater weitet sich in den öffentlichen Raum, Spielgrenzen werden durchlässig.« (Dresdner Neueste Nachrichten)

»Das ist vor allem von den Frauen eindringlich gespielt. Anfangs urkomisch, dann rührend beim gemeinsamen Singen von Popsongs, später emotional erschütternd, wenn die Lebenslügen aufbrechen, in knapper, rauer Sprache.« (Dresdner Morgenpost)

Diese Veranstaltung wurde gefördert von