Foto: Thomas Aurin

ANTHROPOS, TYRANN (Ödipus)

Alexander Eisenach nach Sophokles | Volksbühne Berlin | Theater des Anthropozän (Berlin)

Inhalt

Gemeinsam mit dem Theater des Anthropozän (Humboldt-Universität Berlin) feiert die Volksbühne Berlin die Wiederauferstehung der Tragödie in einem - im Societaetstheater - ferngesteuerten 360°-Video-Theaterexperiment an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft. Das Ensemble steigt gemeinsam mit der Polar- und Meeresforscherin Antje Boetius in die Tiefen von Mythos und Erdgeschichte und forscht an den tektonischen Verwerfungen des Verhältnisses von menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren. Dabei erfährt die Geschichte um den fluchbeladenen Ödipus eine Revitalisierung im Zeichen gegenwärtiger Krisen und etabliert den Maßstab der Tragödie für das Wirken einer Menschheit, die sich als einzig geschichtsschreibende Kraft sieht. Regisseur Alexander Eisenach von der Volksbühne Berlin und Frank Raddatz vom Theater des Anthropozän der Humboldt-Universität zu Berlin werden in der sich anschließenden DENKZEIT-Diskussion von dieser Arbeit berichten.

Die Tragödie des Anthropos ist die Tragödie des Menschen, der sich als unangefochtener Herrscher über den Planeten wähnte und seine Tyrannei ständig ausdehnte, bis er jeden Bereich des terrestrischen Lebens als Ressource ausbeuten konnte. Jetzt, da wir einer globalen Katastrophe entgegenblicken, weisen die Finger der Seher auf uns. Wir selbst sind die Schuldigen von Pandemien und Klimapest. Wir haben die Zeichen ignoriert. Wir dachten, wir könnten dem Schicksal, unserer Abhängigkeit von den terrestrischen Rahmenbedingungen, entkommen. Jetzt, wo die Geschichte wieder in Gang kommt, wo sie vor unseren Augen weltweit zu wirken beginnt, müssen wir beschämt einräumen, dass wir unsere Herkunft verkannten und Kinder der Erde sind. Die Herrschaftsverhältnisse kehren sich um. Was wir für die Bühne unseres Handelns hielten, zeigt sich als das wahre Subjekt unserer Geschichte: Der Planet selbst.

Das Theater des Anthropozän ist um den fundamentalen Konflikt „Mensch und Natur im Anthropozän“ konzipiert und initiiert mit Mitteln der Bühne und städtischen Interventionen eine Zusammenarbeit zwischen Kunst, Wissenschaft, Gestaltung und Zivilgesellschaft. Die Humboldtsche Bühne wurde 2019 von der Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin Prof. Sabine Kunst, der Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts Prof. Antje Boetius und dem Dramaturgen Dr. Frank Raddatz ins Leben gerufen. Das Theater ist Teil von Open Humboldt, der Initiative der HU zum Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Die Livestream-Premiere fand am 19.02.2021 aus der Volksbühne statt.

Mitwirkende

Regie: Alexander Eisenach | Darsteller: Johanna Bantzer, Manolo Bertling, Sarah Franke, Sebastian Grünewald, Vanessa Loibl, Emma Rönnebeck, Sarah Maria Sander, die Musiker Niklas Kraft und Sven Michelson sowie sowie Prof. Dr. Antje Boetius (Direktorin des Alfred-Wegner-Instituts) und Dr. Frank M. Raddatz (Theater des Anthropozän der Humboldt-Universität zu Berlin) | Konzeptionelle Mitarbeit: Frank M. Raddatz (Theater des Anthropozän) | Dramaturgie: Ulf Frötzschner | Bühne: Daniel Wollenzin | Kostüme: Lena Schmid, Pia Dederichs | Musikalische Leitung: Niklas Kraft, Sven Michelson | Licht: Johannes Zotz | Video: Oliver Rossol | Kooperation mit dem Theater des Anthropozän der Humboldt-Universität zu Berlin | Das Stück verwendet Texte aus König Ödipus von Sophokles in der Übersetzung von Kurt Steinmann

Dauer: 100 Min.

Dienstag I 13.07.2021 I 19:00 Uhr I Gutmann-Saal

Festival SECOND LIFE

Eintritt frei

Ergänzungen / Hinweise

Wir zeigen die gesteuerte 360°-Inszenierung ANTHROPOS, TYRANN (ÖDIPUS) im großen Saal im Societaetstheater und parallel als Livestream.
Hier geht es zum Livestream via Facebook.
Hier geht es zum Livestream via YouTube.

Fürs kostenlose Public Viewing im Gutmann-Saal melden Sie sich bitte unter bestellung@societaetstheater.de oder 03518036810 an.

Diese Veranstaltung wurde gefördert von