Residenzprogramm Neustart Kultur #takeheart

In Kooperation mit dem Netzwerk flausen+ und dem Fonds Darstellende Künste

In der Pandemie-Zeit sind die meisten Darstellenden Künstler:innen ohne ihre üblichen Bühnen-Engagements auf der Strecke geblieben. Zusammen mit dem Fonds Darstellende Künste und den Dachverbänden anderer Kunst- und Kultursparten, hat das Bundeskultusministerium das Programm »Neustart Kultur« aufgelegt. Teil dieses Programms ist das Unterprogramm #takeheart. Dieses ermöglicht es Künstler:innen, für zwei Monate frei von Existenzängsten zu forschen und zu arbeiten. Dieses Projekt entstand in Kooperation mit dem Bundesnetzwerk flausen+ und dem Fonds Darstellende Künste.

Nachdem wir in der Spielzeit 20/21 bereits zwölf dieser Residenzen an unserem Haus ermöglichen konnten, freuen wir uns 2022/23, sogar 24 derartige Residenzen vergeben zu können, fünf davon an neue Absolventinnen ihres Fachs. Hier möchten wir euch nun alle Teilnehmer:innen unseres Programms vorstellen.

 

 

Karin Herrmann

»Dshan« nach Andrej Platonow

Karin Herrmann arbeitete nach dem Abitur an Dresdner Theaterbühnen als Regie- und Dramaturgieassistentin, Souffleuse und Spielerin. Zudem war sie von 2007 bis 2009 Schauspielelevin der Künstlergruppe DRAMATEN. Nach erfolgreichem Studienabbruch der Theater-, Medien- und Kommunikationswissenschaften in Leipzig wurde sie 2010 Mitglied der Cie. Freaks und Fremde. Von 2013 bis 2017 studierte Karin Herrmann Zeitgenössische Puppenspielkunst an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch Berlin«. Sie war als Puppen- und Schauspielerin u.a. am Puppentheater Halle, der Schaubude Berlin, am Staatstheater Augsburg, am Societaetstheater Dresden und auf diversen Figurenfestivals zu sehen. Von 2017 bis 2021 absolvierte Karin Herrmann ihr Masterstudium der Musik- und Theaterregie an der Theaterakademie August Everding München (Leitung: Sebastian Baumgarten). Innerhalb des Regiestudiums inszenierte sie »HUH UH RAPPEL - Ein Gemütszustand am Rande« am Akademietheater München, »Der Krieg mit den Molchen« (Karel Čapek) in der Reaktorhalle München, »Antigone« (Jean Anouilh) sowie »Nichts. Was im Leben wichtig ist« (Janne Teller) am Theater Koblenz und drehte mit der Band The Lone Dining Society das Musikvideo zu »Brothers' Grimm«. Zudem nahm sie an der Masterclass SPIELART RESPONSES in München und an »Programa Dirección Escénica« des Goethe-Instituts Chile und der Stiftung Fundación Teatro a Mil teil. In Dresden wird im Rahmen von SOCIE ON TOUR die Inszenierung »frau verschwindet (versionen)« von Julia Haenni in der Regie von Karin Herrmann zu sehen sein.

»Die zwei Monate der Forschungsresidenz werde ich nutzen, um mich ausführlich mit dem literarischen Werk und der künstlerischen Welt des Schriftstellers Andrej Platonow (*1899 - †1951) auseinanderzusetzen und Geschichten und Szenen für die Theaterbühne herauszuarbeiten. Dabei werde ich besonderes Augenmerk auf die Novelle »Dshan und auf einige Aufsätze Platonows legen, welche den Schriftsteller auch als ökologischen (Vor-) Denker zeigen.«

 

Kathleen Gaube

»Asche im Mund«

Die 1967 geborene gebürtige Berlinerin wuchs in Halle (Saale) auf und studierte Schauspiel an der Hochschule »Ernst Busch« in Rostock. 1990 wurde sie von Peter Sodann an sein Neues Theater in Halle engagiert, an dem Kathleen Gaube zehn Jahre lang in über 40 Inszenierungen mitwirkte. Seit 2001 lebt sie in Dresden. 2008 gründete sie mit anderen Dresdner Künstler*innen die Gruppe DRAMATEN. Sie arbeitet als Sprecherin für Rundfunkanstalten, hat Schauspiel-Gastverträge am Societaetstheater, Hoftheater Dresden und dem Theater am Rand. Ihr jüngstes Bühnen-Projekt »Die Buchhändlerin« wurde von der Kulturstiftung Sachsen und vom Societaetstheater im Juni 2020 gefördert.

»Innerhalb meines Forschungsprojekts »Asche im Mund« werde ich mich intensiv mit dem Thema Depression beschäftigen. Mehr als vier Millionen Deutsche sind an Depression erkrankt, über die Hälfte Frauen! Ich, selbst betroffen, beschäftige mich mit diesem Thema, indem ich verschiedene künstlerische Ebenen miteinander verwebe, sie in Berührung, in Schwingung bringe: Bildende mit darstellender Kunst, Musik mit Games, eigene mit gesellschaftspsychologischen Erfahrungen. Ich will erforschen, was es heißt, mit einem ganz persönlichen Thema in die Öffentlichkeit zu gehen. Wie kann es mir gelingen, nicht nur meine, sondern auch die gesellschaftlich politische Dimension zu erfassen, um dem Ganzen ein Gesicht zu geben? Welche Mittel eigenen sich, um meine Geschichte zu erzählen, um den emotionalen Brocken theatral zu zerschlagen? Wie kann man die einzelnen Teile neu zusammenfügen?«

www.kathleengaube.de

 

Yamile Navarro

»Ich werde mich nur bewegen, wenn ich spreche«

Yamile A. Navarro L., wurde in Mexiko-Stadt geboren. Sie begann ihre professionelle Tanzausbildung in Mexiko. Jahre später zog sie nach Spanien und setzte ihre Tanzausbildung in Barcelona fort, wo sie ihren Abschluss als Klassische Tänzerin am “Institut del Teatre” machte. Im Jahr 2009 zog sie nach Dresden. Im Juli 2012 beendete sie ihr Studium zur Bühnentänzerin an der Palucca Hochschule für Tanz in Dresden. Derzeit lebt sie in Dresden und arbeitet als freischaffende Tänzerin und Choreografin. Sie arbeitet in verschiedenen künstlerische Projekten mit verschiedenen Kompanien und Künstlern aus der ganzen Welt zusammen. Zeitgleich produziert sie ihre eigenen Projekte als Choreografin, inspiriert durch Sci-Fi, Bücher, Mode und alte Zivilisationen, sie kombiniert verschiedene Tanzstile und Künste, um ihre Arbeit zu vervollständigen. Wobei Tanz und Bewegung die Hauptquelle des Ausdrucks bleiben.

»Während meiner zweimonatigen #TakeHeart Residency am Societaetstheater Dresden konzentrierte ich mich vor allem darauf, verschiedene Wege zu finden, wie ich durch den Einsatz meiner eigenen Stimme Bewegung erzeugen kann. Eine umfassende Dokumentation meiner Recherchen ist ebenfalls ein wichtiger Teil meiner Residenz, denn ich möchte eine solide Grundlage für meine zukünftigen künstlerischen Projekte schaffen.«

www.yamanalu.com

 

Max Reiniger

»Metaverse: Der Wald ein Forschungsprojekt zu den ästhetischen Bedingungen des Realen«

Max Reiniger arbeitet als freischaffender Autor und Theatermacher. In seiner Arbeit interessieren ihn zeitgenössische Konzeptionen von Realität, Wirklichkeitsbezug als künstlerische und kuratorische Strategie sowie die besonderen ästhetischen Bedingungen des Realen. Die theoretisch-kritische Reflexion ist Teil seiner Theaterpraxis.
 In unterschiedlichen Zusammenhängen ist er als Performer, Dramaturg und Kurator an Projekten der freien Szene beteiligt und entwickelt eigene Inszenierungen.
 Er schreibt Theatertexte, veröffentlicht zu Theaterfestivals und bildet gemeinsam mit Julia Buchberger und Patrick Kohn die 'Arbeitsgruppe für performative Dramaturgie und institutionsästhetische Forschung'.

Über seine Residenz:
»Es ist die Neugründung einer Akademie im Moos, denn dazu braucht es Ruhe und frische Luft. Auf dem Weg von der Bühne in den Wald wird untersucht, wo nochmal die Grenze lag zwischen dem Realen und Virtuellen, dem Fakt und der Fiktion, zwischen der Erzählung und dem Ereignis und wie er sich nochmal anfühlt, dieser flimmernde Punkt an dem sie sich berühren.«

www.maxreiniger.de

 

Sabine Köhler

»Der unsichtbare Darsteller«

Sabine Köhler (Berlin) studierte Puppenspielkunst an der HfS ‚Ernst Busch‘. Sie gehört zum Team der Cie. Freaks und Fremde und arbeitet als freie Darstellerin, Performerin und Puppenbauerin im Bereich des Objekt- und Puppentheaters und in Kollaboration mit Künstlern anderer Genres.

Über ihre Residenz: »Ich möchte mich konzeptionell mit dem Phänomen des unsichtbaren Darstellers auseinandersetzen, die Beschäftigung mit Vorstellung und Verrücktheiten unserer Wahrnehmung ist Teil dieser Recherche: … wir sehen … was wir sehen wollen … wir sehen selbst … wenn wir nichts sehen …
In diesem Sinne möchte ich, basierend auf dem Roman ‚Geek Love’ von Katherine Dunn, performative Mittel untersuchen, die der Vorstellungswelt der literarischen Vorlage und der des Zuschauers größtmöglichen Freiraum lassen. Ausgangsmaterial wird eine von mir eingesprochene Audio-Version des Textes sein.«

www.freaksundfremde.com

 

 

Everyone Company

»John Morans Performance-Technik«

Die Dresdener ‚everyone company‘, eine Gruppe von Tänzerinnen und Musikerinnen unter der künstlerischen Leitung des Komponisten John Moran, wurde 2020 gegründet, um die gemeinsame Arbeit an der unverwechselbaren Kompositions- und Performancetechnik John Morans weiterzuentwickeln und diese dem deutschen und europäischen Publikum zu präsentieren. In erweiterten Konstellationen führte die Gruppe bereits 2017 und 2018 Werke des Komponisten auf.

Chiara Detscher, Kristin Mente und Jule Oeft beschäftigten sich während ihrer Residenz mit der Kompositions- und Performancetechnik von John Moran. Dabei konzentrierten sie sich auf den Entstehungsprozess der Charaktere hinsichtlich des Soundtracks und des mimisch und gestischen Ausdrucks und entwickelten auf der Basis ihrer Ergebnisse eigene musikalisch-theatralische Portraits. Anhand der eigenen Performance-Erfahrung mit John Moran, sowie durch Videoanalysen untersuchten sie Bewegungsmaterial hinsichtlich unterschiedlichster Aspekte.

 

Katja Erfurth

»schicht weise«

1981–90 Tanzausbildung an der Palucca Schule Dresden, 1990–97 Engagement im Ballett der Sächsischen Staatsoper Dresden. Seit 1997 freiberuflich tätig, u.a. zahlreiche Soloabende, Choreografien für Inszenierungen im Musik- und Sprechtheater wie für Schülertanzprojekte. Lehrauftrag an der Hochschule für Musik Dresden. Mit dem Dore Hoyer gewidmeten Tanzabend »Tänze in SCHWARZWEISS« wurde Katja Erfurth für den Sächsischen Tanzpreis 2015 nominiert. Sie ist außerdem in verschiedenen Fach- und Kulturbeiräten sowie Jurys tätig. Katja Erfurth erhielt 2020 den Kunstpreis der Landeshauptstadt Dresden.

Die Tänzerin und Choreographin Katja Erfurth untersuchte während ihrer Residenz öffentliche Orte der Dresdner Neustadt auf ihre Stadtgeschichte. Sie forschte nach nicht mehr existenten Bauwerken, begrabenen Begegnungsorten und umgestalteten Straßen und Plätzen. Vor allem der Bombenangriff am 13. Februar 1945 zerstörte unwiederbringlich zahlreiche Orte des gewachsenen Stadtleben Dresdens. Die Residenzrecherche schaffte die Grundlage für ein künftiges fundiertes Erarbeiten der choreographisch-tänzerischen Episoden, die Tanz und Musik in verschiedene Kontexte stellen und das Vergangene mit dem Gegenwärtigen verbinden.

www.katja-erfurth.de

 

 

Cordula Hanns

»Stillstand«

Cordula Hanns, geb. in Eisenhüttenstadt, absolvierte ihr Schauspielstudium in Leipzig, Berlin und New York. Seit 2012 ist sie Schauspielerin in Sachsen, außerdem Sängerin, Musikerin und Künstlerin. Seit 2017 arbeitet sie freischaffend in der sächsischen Theater- und Kunstszene (Landesbühnen Sachsen, Theaterkahn, Societaetstheater, Volkstheater Bautzen u.A.). 2019 war sie als »Elektra« in der Orestie von Mario Holetzeck inszeniert zu sehen, spielte in mehreren Stücken der Landesbühne Sachsen (»Die Mitte der Welt«, »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel« u. A.) und in Produktionen von Holger Böhme, Tom Quaas oder Thomas Förster. 2020 feierte ihr eigener Chanson-Abend »Ich bin von dem Kunststück der Trick- ein Liederabend von der alltäglichen Sehnsucht« in Dresden Premiere. Im November 2021 war ihre Multi-Screen- Installation »Point OFF Contact« im Deutschen Hygienemuseum Dresden ausgestellt, eine Arbeit, die sie während der Theaterschließungen im Lockdown erarbeitete.

Ihre performative, schauspielerische und medientechnische Recherche widmete sich physischen, psychischen und gesellschaftlichen Aspekten des Stillstandes, bzw. dem Vergleich der Gegensätze zwischen Selbstoptimierung und Stillstand in unserer Gesellschaft in Bezug auf unsere neuen Erfahrungen im und durch den Lockdown. Ist die ständige Selbstoptimierung unserer Zeit, sowie die traditionellen Ziele und Werte in Form von Heirat, Kind, Haus und Karriere in unserem Land überhaupt wegzudenken? Wie lange hält man nach absoluter Rastlosigkeit die Stille aus, das Stehen?

www.cordulahanns.com

 

Makhina Dzhuraeva

»Not like everyone else, about the acceptance of identity«

Geboren in Tadschikistan, aber in Russland aufgewachsen. Mit 16 begann Makhina sich für perfomatives Theater zu interessieren und arbeite mit unterschiedlichen Theatern in den Bereichen Performancekunst, Pantomime oder Butoh, einer japanischen Form des Tanztheaters.
Nach einigen Erfahrungen mit verschiedenen Theatergruppen, arbeitete sie acht Jahre für die russisch-deutsche Performance-Instanz »DEREVO« als Performerin, Technikerin, Schauspielerin oder auch Tänzerin in diversen Hauptrollen. 2018 begann sie ihr Master-Studium an der schweizer Dimitri-Akademie im Bereich körperliches Theater und befasste sich ebenfalls zunehmend mit der Kunstform des Puppenspiels. 2020 belegte sie mit ihrer Partnerin Zarina Tadjibaeva und ihrer Performance »Metamorphose« den dritten Platz im größten Nachwuchs-Wettbewerb für darstellende Künste in der Schweiz. Zu ihren jüngsten Arbeiten zählt auch ihre beeindruckende Flashmob-Inszenierung »My Voice Is My Body«, welche sich mit dem Thema der sexualisierten Gewalt auseinandersetzt.

In ihrer zweimonatigen Residenz an unserem Haus, untersuchte Makhina das Thema Identität und Migration. Was macht die Migration mit der eigenen Identität und welchen Einfluss haben politische Umstände des jeweiligen Aufenthaltsortes? Welche Masken legen sich Menschen von Ort zu Ort auf um sich anzupassen? Dazu reiste sie während der Corona-Pandemie in ihre Heimat Tadjikistan und analysierte und verglich die »Masken« der lokalen Einwohner mit ihrer eigenen und derer in ihrem europäischen Zuhause.

www.makhinadzhuraeva.com

 

 

Wiete Sommer und Charles Washington

»cryptoheroes auf high energy«

Charles A. Washington wurde 1982 in Perth, Schottland, geboren. Er begann seine Tanzausbildung im späten Alter von 21 Jahren, als er vorbehaltlos an der Rambert School in London aufgenommen wurde. Nach seinem Abschluss arbeitete er national und international mit renommierten Choreografen wie Ross Mckim, Fleur Darkin, Will Tucket, Lucy Burge, Cesc Gelabert, Jan Pauch, Yossi Berg & Oded Graf, Katrin Hall, Roy Assaf, Darren Ellis, Maxim Didenko und Vladimir Varnava. Seit 2012 arbeitet er mit seiner freien Performance-Gruppe Pinkmetalpetal Productions. 2018 schloss Charles sein Master-Studium in Choreografie und 2021 die Meisterklasse-Forschung mit dem Titel »We are all a subculture?« an der Palucca Hochschule für Tanz Dresden ab.
Wiete Sommer ist seit 2013 künstlerisch tätig und seither als Mode- und Schmuckdesignerin, Illustratorin, Kunsthandwerkerin und vor allem Kostümbildnerin hauptsächlich in Dresden tätig. Ebenso ist sie Mitglied des Konglomerat e.V., der sich für nachhaltiges CoWorking einsetzt.

In ihrer Residenz erforschten Wiete und Charles anfänglich die modernen »Superhelden« ausgehend von den ausgesuchten großen Problemen der Zeit: globale Erwärmung, psychische Belastungen, Kriminalität, Krieg, Rassismus, Ausbeutung, Geschlechter- und Klassenungleichheit. Da der Feminismus ihrer Meinung nach das Potenzal besitzt alle anderen Probleme zu lösen, stand dieser auch im Fokus. Hierfür erdachten sie die fiktive »fünfte Welle des Feminismus« und den »kollektiven Superhelden«.

www.wietesommer.com
www.pinkmetalpetalproductions.com

 

 

Lilith Maxion

»Perpetuum«

Lilith Maxion wurde 1992 in Aachen geboren. Auf das Abitur (2012) folgte eine Schauspielausbildung am »Institut für Schauspiel, Drama und Film« in Hamburg. Dann ging es weiter mit einer einjährigen Kurzausbildung im »Atelier für physisches Theater« in Berlin, welches sich auf Maskentheater, Pantomime und Clownerie spezialisiert hat. In Berlin wurde sie auf den Studiengang »Zeitgenössische Puppenspielkunst« an der HfS Ernst Busch aufmerksam welchen sie im Sommersemester 2021 mit einem Diplom abschloß. Seit 2018 spielte sie u.a. an unserer Bühne, dem Lollapalooza Festival, der Schaubude Berlin, am Theater St. Gallen oder beim Hörspielsommer Leipzig.

Lilith sammelte in ihrer Residenzzeit Geräusche, filmische Aufnahmen und Gerüche um diese in einer »forget-everything-else-experience« in Form einer »Traumreisebox« zu installieren. Herausgekommen ist eine erste Konzeption eines Projektes in dem man sich gänzlich von Stress, Alltag und der Welt erholen kann. Eskapismus als Perpetuum.

www.lilith-maxion.de

 

 

Albrecht Hirche

»Die Sprache der Randgebiet-Bewohnerinnen«

Albrecht Hirche, geb. 1959 in Heckelberg, ist ein deutscher Theater-und Filmregisseur, der auch als Autor und Ausstatter eigener Projekte in Erscheinung tritt. Er studierte Kulturwissenschaften an der Universität Hildesheim - mit den Schwerpunkten Theater und Malerei. Nach dem Studium arbeitete er zwei Jahre als Dozent für Theatertheorie und -praxis an dieser Universität. Es folgte eine über 30jährige Theaterkarriere an Stadt- und Staatstheatern wie dem Theaterhaus Jena, Schauspiel Hannover, Theater Basel, Schauspiel Köln, Bolksbühne Berlin oder dem Maxim Gorki Theater in Berlin.
Parallel dazu arbeitete Hirche immer wieder in der freien Offszene, leitete über 20 Jahre eine eigene Compagnie (Theater Mahagoni, später hirche/krumbein productions). Er ist spezialisiert auf Romanadaptionen für das Theater, große Open-air Produktionen, sowie musikalische Mikroevents.

Albrecht Hirche verfeinerte seine »GRENZLAND Abenteuer«. Bridget Stanz, die Kultfigur, trifft auf real existierende Menschen. Themen wie Zukunft, Leitbilder, Religion, Elternpflege, Bildung, Partnersuche in dünn besiedelten Gebieten stehen im Vordergrund. Hirche untersucht die eigentümliche Topografie des Rand- und Grenzgebietes Hoyerswerda-Weißwasser-Cottbus und deren soziale Aus- und Einbuchtungen. Das alte Volkstheater NEU!

www.albrechthirche.wordpress.com

 

 

Anett Bauer

»Synergien von Bildender und Darstellender Kunst im Theater«

Anett Bauer lebt und arbeitet als freie Künstlerin in Dresden unter dem Künstlernamen MUAH. Von der figürlichen Malerei kommend, sind Material-Experimente prägend für ihr Werk, welches häufig ein ironisches Zusammenspiel aus geometrischen Figuren und figürlichen Comic-Elementen zeigt. Die Bühne als der Ort, an dem sich Darstellende und Bildende Künste begegnen und eng miteinander agieren bzw. sich gegenseitig bedürfen und begünstigen steht im Mittelpunkt des Interesses sowie die Gestaltung von Bühnen und Kostümen für Musikproduktionen, live und für Videoformate. Als Gründungsmitglied war sie an der Entstehung mehrerer Galerie- und Kunstvereine, z.B. dem Treibhaus Katharinenstraße e.V. beteiligt und betreut und realisierte als Konzeptionistin, Kuratorin und Produzentin Projekte verschiedenster Art für Theater und freie Produktionen. Die Künstlerin ist 1986 in Dresden geboren und war bis 2013 Studentin und Meisterschülerin bei Professor Hans-Peter Adamski sowie Professor Wolfram Adalbert Scheffler an der HfBK Dresden.

Anett Bauer erforschte, wie verschiedene Künstler:innen in der Vergangenheit sowie in der Gegenwart Kunst und Bühne bzw. Kunst und Theater miteinander verbunden haben und verbinden. Auf welche Weise wird der eigene künstlerische Ansatz und die persönliche Ästhetik bei der Entwicklung eines Theaterstückes eingebracht und angewandt? An Beispielen wie Picasso, Oskar Kokoschka oder Alfred Roller in der Historie und den hiesigen Bühnenbildner:innen in der Gegenwart entstand ein spannendes Bild der Praxis der Kunst.

www.muahstuff.de

 

 

Daniel Williams

»Slogans«

Daniel Williams wurde 1969 in Edinburgh geboren. Nach Abschluss seines Doktoratsstudiums an der Universität Edinburgh im Jahr 2002 begann er professionell am Theater zu arbeiten und Musik und Soundtracks zu schreiben. Er arbeitete viele Jahre mit dem Theater DEREVO zusammen und reiste mit vielen verschiedenen Aufführungen durch die ganze Welt, darunter Ketzal, Harlekin und Mephisto Walz. Er lebt in Dresden und hat mit vielen verschiedenen Theatergruppen und Künstlern zusammengearbeitet, darunter The Guts Company, Freaks und Fremde, JuWie Dance Company, theatrale subversione und Valentin Tzsin.

In Daniels Forschung ging es hauptsächlich um die Auslotung der Kompositions- und Interaktionsbereiche von Bewegung, Wortinhalt und Musik. Wie beeinflussen sich diese Teile des Ganzen und zu welchem Zeitpunkt der Entstehung. Ebenso untersuchte er die Teile seiner praktischen Arbeit in Bezug auf Improvisation und vorgefertigten Sound-Teppichen, die als Basis dienen können, aber nicht müssen. In wie weit beeinflussen seine eigenen Arbeitsprozesse dann auch wieder die Performance? Die nächsten beiden Phasen der SLOGANS-Arbeit sind die Entwicklung von Material, bei dem übermäßige Emotionen und Energie in der Bewegung mit sehr mechanischen Wiederholungen einhergehen.

www.soundcloud.com/vintage909-ghostradio

 

 

Beate Gburek

»Video durch Raum und Glas«

Beate Gbureck, Jahrgang 1977, ist in und um Dresden seit vielen Jahren im Bereich Licht-Design, Video-Mapping und Design ebenso wie im Bereich Bühnenbild in Dresden eine viel-gefragte Künstlerin. Sie hat an einer Vielzahl von Produktionen mitgewirkt und in hohem Maße das Theaterlichtdesign, sowie Video- und Kunstinstallationen mitgestaltet. Sie arbeitete bereits vielfach am Festspielhaus Hellerau, war einige Jahre oberste Lichtdesignerin am Societaetstheater und auch bei einigen Filmproduktionen dabei.

Mit Hilfe technischer Mittel wie Projektor und Mappingprogramm, erforschte Beate Gburek das Werk von George Cup und Steve Elliot. Sie untersuchte das Werk anhand der fünf Kurzfilme »The Connection between Form and Sounds«, part #5, #12, #15, #17, #21 und erkundete dabei das Spiel von Licht und Schatten in Bezug auf die Dimensionsverschiebungen und den Ebenentransfer der unterschiedlichen filmischen Universen. Auch ihre Mapping-Fähigkeiten brachten im Bezug auf die Kurzfilme neue Interpretationen des Verständnisses von Bildkomposition und die Entstellung und Bearbeitung derselben.

 

 

Iris Pickhard

»Scham als gesellschaftlich soziales Phänomen«

Die gebürtige Bremerin Iris Pickhard war viele Jahre festes Ensemblemitglied am tjg.Dresden. Wichtige Zusammenarbeiten hatte sie dort mit dem Choreographen Ioannis Mandafounis, sowie mit den Regiesseuren Jo Fabian, Dominik Günther und Jos Van Kan.
Seit 2019 Jahren ist sie als freischaffende Schauspielerin, Sprecherin und Schauspieldozentin in Dresden tätig. Sie spielte in der Zeit an den Landesbühnen Sachsen in der Uraufführung »Zilan B« unter der Regie von Felicia Daniel, wirkte im Weihnachtsmusical »Kathrinchen Zimtstern« am Dresdner FriedrichstaTT Palast als Titelfigur mit, und verfasste eine eigene Spielfassung für eine Musikalische Lesung des Kinderbuches. Zuletzt arbeitete sie mit dem Regiesseur und Autor Albrecht Hirche zusammen an der Uraufführung von »Die Stanz in Grenzland«, die im November 2021 im Societaetstheater Dresden Premiere hatte.

Wozu Menschen imstande sind um aus Scham etwas zu verbergen findet Iris Pickhard sowohl faszinierend als auch erschreckend. Sie hat daher das komplexe Gefühl Scham und die damit verbundenen Phänomene näher erforscht. Ziel war eine Materialsammlung aus Sachinformationen, Umfragen, Gesprächen und Selbstbefragung. Es entstand eine spannendes Bild über die Scham der Leute.

 

 

Thomas Dannemann

»Wie ich das Capitol erstürmte«

Thomas Dannemann wurde in Bad Saarow geboren. Er hat von 1990 bis 1994 an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« studiert und an vielen Theatern im deutschsprachigen Raum gespielt, unter anderem am Burgtheater Wien, am Deutschen Theater Berlin, der Schaubühne Berlin und dem Düsseldorfer und Hamburger Schauspielhaus. Ab 1999 begannen in Dresden seine ersten Regiearbeiten, die sich fortsetzten an Theatern in Bochum, Düsseldorf, Köln, München, Leipzig, Göttingen, Hannover, Frankfurt am Main und vielen mehr.

»Mein Forschungsgegenstand war, inwieweit der Kampf gegen überkommene Meta-Narrative (z.B.heteronormative und pratriarchale Gesellschafts-Erzählungen) einhergeht mit dem Wandel der Gesellschaft in eine Wissensökonomie und Wissensgesellschaft (Daniel Bell). Ich komme zu der Annahme, dass der Kampf sich immer mehr diversifizierender sozialer Bewegungen um soziale und politischer Teilhabe auch zur Bildung einer neuen Elite führt, die über die notwendigen kognitiven Fähigkeiten verfügt, in einer sich transformierenden Gesellschaft, in der Wissen zum entscheidenden Produktionsfaktor und zur zentralen Ressource geworden ist, zu bestehen.«

 

 

Marie Bretschneider

»Künstliche Körper«

Marie Bretschneider studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. Als festangestellte Schauspielerin arbeitete sie fast 5 Jahre am Neuen Theater Halle, 2012 machte sie sich als Puppen-Schauspielerin selbstständig. 2019 war sie Stipendiatin der Theaterstiftung Gera im Bereich Regie und inszenierte »Jenseits der blauen Grenze« am Puppentheater Gera.

»In dem Zeitraum der Recherche befasste ich mich einzeln und Rücksprache im Team haltend mit der Ausarbeitung einer Inszenierungsidee. Die Inszenierung soll im September in einer Außenspielstätte des Societaetstheaters zu sehen sein und musste erdacht, durchdacht und entwickelt werden. Im Team beschlossen wir uns in dem Entwurf der Idee des Abends, dem Thema der Lüge zu widmen und dies durchzuarbeiten. Die Meinungen und Strömungen der Gesellschaft driften aktuell soweit und konsequent auseinander, dass der allgemein gehaltene Begriff der Lüge es unmittelbar wert ist, auseinandergenommen zu werden. Einige Prozent der Bevölkerung fühlen sich absichtlich belogen oder außen vor gelassen und glauben den kontextbezogenen Realitäten weniger, als den eigenen Quellen. Woher kommen diese Tendenzen?«

www.marie-bretschneider.de

 

 

Rike Schuberty

»Künstliche Körper«

Rike Schuberty, Studium an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin. War Musikerin in der Band »Contriva«. Seit ihrem Abschluss arbeitete sie hauptsächlich freischaffend an Theatern und Opernhäusern wie dem Schauspiel Frankfurt a.M., Grand Theâtre des Gènéve, Staatsoper München oder dem Thalia Theater Halle. Sie erhielt 2009 u.a. den Jury- und Publikumspreis der Heidelberger Theatertage für ihr Stück “Paul und Paula – eine Legende”.

Wie kann durch Musik performatives Material gefunden werden, Belebung durch Klänge, welche Instrumente eignen sich? Diesem Thema widmete sich Rike Schuberty im Rahmen der Gruppenarbeit »Künstliche Körper«. Sie fokussierte sich auf zwei musikalische Schwerpunkte: Barockmusik und Störgeräusche. Zwei, auf den ersten Blick, diametral voneinander entfernte musikalische Extreme. Aber stimmt das? Gibt es da nicht Parallelen?

www.rike-schuberty.de

 

 

Ulrike Langenbein

»Künstliche Körper«

Ulrike Langenbein arbeitet seit ihrem abgeschlossenen Studium an der HfS „Ernst Busch“ und der Ausbildung zur Theaterplastikerin an der Staatsoper München als Puppenspielerin, Puppenbauerin, Ausstatterin und Regisseurin. Sie gründete 2009 die Kompanie HANDMAIDS und leitet das STUDIO Langenbein – Atelier für Ausstattung Spezifik Theater-Puppen. Sie arbeitet u.a. für das Maxim Gorki Theater Berlin, Berliner Ensemble, Kunstfest Weimar, Oper Halle, Staatsschauspiel Dresden in Zusammenarbeit u.a. mit Yael Ronen, Suse Wächter, Claudia Bauer, Moritz Sostmann, Marc Sinan, Jacqueline Kornmüller, Laura Linnenbaum.

»Ich habe mich während des Recherchezeitraums mit plastischen Experimenten beschäftigt, die den Körper der DarstellerIn verändern, maskieren oder erweitern. In meinem Studio baute ich Maskenteile aus dem thermoplastischen Material Worbla. Auch Alltagsgegenstände benutzte ich als erweiternde Körperteile. Meine künstlerische Forschung bewegt sich an der Schnittstelle von darstellender und bildender Kunst. Meine Arbeit als Puppenspielerin ist untrennbar mit meiner Arbeit als Puppenbauerin verbunden. Die Auseinandersetzung mit dem Thema »Künstliche Körper« führt mich zum Thema »Wandel und Verwandlung« und wurde zu einer Auseinandersetzung mit menschlichen Zuständen und Studien zu künstlichen Körpern, Ganzkörpermasken und Puppen. Die Entwicklung dieser »anziehbaren Puppen« ist Ziel der Recherchearbeit.«

 

 

Veronika Thieme

»Künstliche Körper«

Veronika Thieme wurde 1976 in Arbon/Schweiz am Bodensee geboren. Zunächst studierte sie Medizin an der FU Berlin, von 1998 bis 1999 besuchte sie die internationale Schauspielschule »École Philippe Gaulier« in London und studierte bei Performern des: »Theatre de Complicite«, London. Von 2004 bis 2008 folgte ein Studium der zeitgenössischen Puppenspielkunst an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin mit Diplomabschluss. Seitdem ist sie als Gast an Stadttheatern und als freischaffende Schauspielerin und Puppenspielerin auf internationalen Festivals im In- und Ausland tätig. 2015 arbeitete sie erstmals als Dozentin an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin. Seit 2017 auch als künstlerische Beraterin in der Personalentwicklung im Rahmen der »Perspektive Juist« tätig. Veronika Thieme lebt mit ihren 2 Kindern und Familie in Berlin.

Veronika Thieme hat sich mit der Regisseurin Kalma Streun auf intensive Recherche und in Proben begeben. Ausgegangen von der Frage: Was erzeugt Künstlichkeit im Ausdruck der Spielerin und hilft Künstlichkeit, interessante Bühnenerlebnisse zu schaffen, oder anders ausgedrückt. Wieviel Künstlichkeit verträgt die Bühne?
Analysen der Arbeiten von Robert Wilson, Philippe Quesne und Antu Romero Nunes, sowie Familie Flöz und den Altmeistern: Mummenschanz mündeten im Versuch, die Spielweisen zu entschlüsseln und Elemente davon nachzuspielen um so neue Erkenntnisse für die eigene Kunst zu erlangen.

www.veronikathieme.de

 

 

Das Stipendienprogramm flausen+ 2021

Für das Förderprogramm #TakeCareResidenzen kooperiert flausen+ mit dem Fonds Darstellende Künste, um mit seinem Stipendiennetzwerk freischaffende Künstler:innen zu unterstützen. #TakeCareResidenzen hat zum Ziel, ausgewählte, frei produzierende Künstler:innen und Gruppen, die durch die Covid-19-Pandemie und die Einschränkungen im kulturellen Sektor existenziell betroffen sind, für jeweils mindestens zwei Monate zu begleiten und zu stärken. Die Künstler*innen, die dieses Stipendium in Kooperation mit dem Societaetstheater durchführen, stellen wir hier vor...

 

 

Momo Ekissi

»Liebesgesänge«

Momo Ekissi wurde unter dem Namen Ekissi Eugène Moumon in der kleinen Stadt Tiassalé, rund 100 Kilometer der ivorischen Metropole Abidjan geboren. Heute lebt und arbeitet er in Freiburg. Er ist Regisseur, Schauspieler und Erzähler.

»Momo - unter diesem Namen kennen mich die meisten - Sowohl die Erwachsenen, als auch die Kinder, mit denen ich sehr gerne arbeite. Das Theater ist meine Leidenschaft aus der glücklicherweise mein Beruf geworden ist. Nach dem Studium (Jura und Theaterwissenschaft) habe ich mich ausschließlich der Kunst zugewandt, die Menschen zu den Menschen führt und unsere Unterschiede als gemeinsamen Reichtum erkennt. Aufgrund meiner Erfahrungen, meiner Reisen und meiner Begegnungen bin ich zu einen Kulturvermittler geworden, einem Brückenbauer, einem Bindestrich. Das Beste, was mir in diesem Sinne passieren konnte, ist diese Künstlerische Residenz mit dem Projekt #takecare. Sie gibt mir die Möglichkeit, meine Herzensangelegenheit, die ich »Liebesgesänge« nenne, zu verwirklichen.«

 

 

 

Shahab Anousha

Szenische Forschung zu performativen Verhältnissen von Körper und Abwesenheit


Shahab Anousha hat eine solche Residenz in Kooperation mit dem Societaetstheater erhalten. Er ist in Teheran geboren und lebt seit ein paar Jahren in Berlin. Er studierte lange Zeit Theater und Performance, war aber gleichzeitig bei verschiedenen Gruppen als Performer tätig. Nach seinem Studium „Performance Studies“ in Hamburg begann er auch als Dramaturg zu arbeiten. In seinem aktuellen Forschungsprojekt stellt er die potenzielle Macht der „Abwesenheit“ der Macht der sogenannten „Präsenz“ eines Körpers gegenüber. „Wenn man in der Theorie von „Körper“ spricht, meint man ein Phänomen, das sich ständig verändert und stets eine neue Seite von sich selbst zeigt. Diese konstante Veränderung des Körperverständnisses ist natürlich auch Teil des Theaters, in dem der Körper zu einem Material wird, das mit Haut, Haar, Fleisch und Blut sowie in digitalen Transformationen gezeigt werden kann. Ich möchte dafür performative Übersetzungen finden und im Rahmen des Residenzprogramms am Societaetstheater ausprobieren.“

Yamile Anaid Navarro Luna, Daniel Williams & Sabine Köhler

»OURDARKNESS«

Yamile Anaid Navarro Luna (Mexico City) studierte Tanz in Mexico, Barcelona und Dresden. Sie arbeitet als freie Tänzerin, Performerin und Choreographin eigener Produktionen und in Kooperation mit verschiedenen Künstlern und Companies.
Daniel Williams (Schottland) studierte Literatur und Musik in Oxford und Edinburgh. Als freier Komponist ist er vor allem im Bereich Tanztheater und Theater tätig und veröffentlicht eigene Alben auf phonecake.org.
Sabine Köhler (Berlin) studierte Puppenspielkunst in Berlin. Sie gehört zum Team der Cie. Freaks und Fremde und arbeitet als freie Darstellerin, Performerin und Puppenbauerin im Bereich des Objekt- und Puppentheaters und in Kollaboration mit Künstlern anderer Genres.

Drei KünstlerInnen, drei Menschen - experimentieren mit der Dunkelheit und tauschen uns aus: Über Theater und Albträume; über Bewegung, Denken und die Illusion; über Gott und die Welt, Manns- und Weibsbilder; über begrenzte Möglichkeiten und schwarze Löcher des Universums. OURDARKNESS ist eine Untersuchung zur Verständigung und Verbindung unserer Genres in Beziehungen mit fließenden Grenzen: Authentizität - Inszenierung; Theater - Performance; Tanz - Bewegung; Musik - Sound - Stimme; Objekt - Subjekt; Zuschauer - Performer; Ich - Du - Dunkelheit. Wir wollen uns mit uns beschäftigen, mit der Weiterführung unserer Begegnung im Leben und auf der Bühne; auf der Suche nach authentischem Dialog, nach dem Theater, das zwischen uns entstehen kann, wenn es (noch) keine genaue Vorstellung einer Vorstellung gibt. OURDARKNESS ist eine Frage der Zeit, eine Recherche mit ungewissem Ausgang.

»Die Nacht zwingt uns auf uns selbst zurück, denn die fassbare Welt wird unsichtbar. Wenn der visuelle Cortex, der analytische, alles Sichtbare verarbeitende Teil des Gehirns ausgeschaltet ist, verwischen Traum und Wirklichkeit. Gedanken strömen frei, unvernünftig, kreativ. Wir verhalten uns riskant, werden zutraulich oder betrügen. Dunkelheit enthemmt. Mentale Grenzen werden durchlässig. Im Innern geht der Vorhang auf. Unendlicher Raum, Bühne körperloser Schatten, Zeit des Kopftheaters.«

 

 

JuWie Dance Company

»Netzwerk und Kommunikation«

Die JuWie Dance Company ist dreiköpfige Tanztheatergruppe mit Arbeitsmittelpunkt in Dresden, gegründet 2013 von den Tänzerinnen Wiebke Bickhardt und Jule Oeft. Jule Oeft studierte am Zentrum für zeitgenössischen Tanz Köln. Seit 2011 ist sie als freischaffende Tänzerin in Dresden tätig. Sie ist künstlerische Leiterin, Tänzerin und Choreografin der Company. Wiebke Bickhardt studierte an der Palucca Hochschule für Tanz. Nach ihrem Abschluss 2011 arbeitete sie als freischaffende Tänzerin und Tanzpädagogin in Dresden. Sie ist Geschäftsführerin der Company. Benjamin Rottluff studierte Musikwissenschaft in Dresden. Seit 2018 arbeitet er als Musiker und Projektkoordinator für JuWie.

»Wir haben eine Vorliebe für Themen, die eher am Rande stehen oder gar aus dunklen Nischen hervorgeholt werden. Wir verbinden in unseren Stücken drängende gesellschaftliche Fragen mit individuellen Assoziationen und unserem persönlichen Zugang. Dabei nutzen wir die Mittel der Improvisation und des zeitgenössischen Tanztheaters genauso wie Impulse aus anderen Kunstgattungen. Die Residenz möchten wir nutzen, um zu unserem Kern, unserer Kunst, zurückzukehren. Wir nutzen die thematische Headline »Netzwerk und Kommunikation«, um auf unterschiedlichen Wegen die Bedeutung dieser Begriffe für unsere Arbeit zu (er-)klären. Einerseits sind wir abhängig von Netzwerken, anderseits tendieren wir dazu, uns in ihnen zu verlieren.  Auf welchen Wegen kommunizieren wir und wie können wir Missverständnisse vermeiden? Und was hat das alles mit Pilzen zu tun?«

 

 

Tanja Mette-Zimmermann

»13. Februar 1945 OFFENE WUNDE Tiefenschürfung vs. Schärfentiefe«

Tanja Mette-Zimmermann studierte Dramaturgie in Leipzig und Neue Medien in Dresden. Als freie Dramaturgin, Autorin und Kuratorin ist sie mit vielen Künstlern unterschiedlicher Genres tätig.

»Was ich mag: In Untiefen von Widersprüchen in der Historie hinabsteigen. Eintauchen. Und: auch wiederauftauchen. Was ich nicht mag: Wenn die Zeit dazu fehlt. Meine Residenz möchte ich nutzen, eine bereits langjährige Recherche und Auseinandersetzung mit dem 13. Februar 1945 in Dresden fortzuführen. Das Datum löst in Dresden seit Jahren gemischte Gefühle aus. Die Bombennacht von 1945 tritt dabei häufig in den Hintergrund der Auseinandersetzungen. Ein Ringen um die Deutungshoheit des geschichtlichen Ereignisses bestimmt die Debatten und das Agieren im öffentlichen Raum. Dabei gehen die Versuche, die persönlichen Erfahrungen und das Erleben des Einzelnen zu beleuchten, oft unter. »13. Februar 1945 OFFENE WUNDE Tiefenschürfung vs. Schärfentiefe« möchte Einzelschicksale in den Vordergrund der künstlerischen Auseinandersetzung stellen. Es ist eine individuell verhaftete Tiefenschürfung, eine Verortung individueller Schicksale. Konkret, unmissverständlich und berührend.«

 

 

Oda Jekaterina Pretzschner

»Zivilcourage versus privates Glück«

Oda Jekaterina Pretzschner schloss 1994 ihr Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« in Leipzig ab. Ihre Engagements führten sie u.a. ans Staatsschauspiel Dresden, die Kammerspiele Magdeburg, das Schauspiel Köln, die Opernhäuser Basel und Lübeck, wo sie Sprechrollen in Opern übernahm, sowie ans Schauspiel Frankfurt am Main. Seit 2007 arbeitet sie freischaffend als Schauspielerin, Sprecherin und Moderatorin.

»Ich bin neugierig auf Menschen, ihre Geschichten, ihr Verhalten in bestimmten Situationen. Als Ausgangspunkt meiner Recherche habe ich mir die antike Figur Ismene herausgesucht, weil ich finde, dass sie für viele von uns steht. Sie ist eine Nebenfigur der Geschichte, eine, die nicht mutig war, die nichts Großes vollbrachte, die den Lauf der Ereignisse eher vom Rand her beobachtet hat. Keiner spricht über sie, aber jeder kennt ihre Schwester Antigone, ihren Bruder Polyneikes, ihren Vater Ödipus: alles »Helden«. Ich möchte Ismene eine Stimme geben. Ich werde ein Interview mit ihr führen, in welchem ich ihr Nicht-Handeln, ihr Verhältnis zum Heldentum, zu Feigheit, Mut, Verantwortung und der Frage, was ein gelingendes Leben für sie bedeutet, thematisiere. Dieselben Fragen stelle ich Menschen von heute aus allen Gesellschaftsschichten. In der Gegenüberstellung dieser Antworten interessiert es mich, herauszufinden, was Menschen dazu bewegt, in die Arena zu gehen und für etwas gerade zu stehen, oder wann sie für sich das Recht einfordern, sich ins Private zurückzuziehen und keine Verantwortung übernehmen zu müssen. Wer empfindet wann überhaupt eine Verantwortung und handelt jeder, der sich verantwortlich fühlt, auch seinem Gefühl gemäß?«

 

 

Felicia Daniel

»Recherche zum Umgang mit Ausnahmesituationen anhand von »Bilder deiner großen Liebe«

Felicia Daniel ist freischaffende Regisseurin. In ihren Konzepten verbindet sie die Bildenden und Darstellenden Künste miteinander. Zudem arbeitet sie mit gehörlosen Schauspieler:innen zusammen und sucht mit ihnen nach Wegen, Theater für hörende und gehörlose Zuschauende zu inszenieren. 

Dem »Üblichen« entkommen: Ich frage mich, ob es nicht gesünder sein könnte, sich von dem Anspruch der »Normalität« und des »üblichen Verhaltens« zu lösen. Geht es mir gut damit, normal zu sein? Die Figuren in Wolfgang Herrndorfs Roman »Bilder deiner großen Liebe« lassen sich in ihrem Verhalten und Sein weder als normal noch als üblich beschreiben. Trotzdem haben sie scheinbar Bewältigungsmechanismen für ihr Leben gefunden, die sie so viel gesünder erscheinen lassen, als ich mich in meiner Schablone des Üblichen fühle. Wie kann ich neu und anders denken lernen? Gedanken verfertigen sich über Sprache. Wenn ich die Logik meiner Sprache anderen Kriterien unterwerfe, kann ich mich vielleicht von der Enge des Üblichen befreien und muss »normal« nicht länger als ein- und ausgrenzendes Element mit mir herumtragen. Um jeden Satz des Romans anders und neu zu denken, möchte ich die Residenz nutzen, um eine gebärdensprachliche Fassung des Textes zu erstellen. Ich möchte versuchen, den Text in Bildern und Gebärden zu denken und freue mich darauf, dafür Hilfe und Beratung von gebärdensprachlichen Expert:innen zu bekommen. 

 

Ariel Doron

»Essensspiele«

Ariel Doron ist als Regisseur für Figurentheater und Performer tätig. Er studierte Figurentheater an der School of Visual Theatre, Jerusalem und Film an der Tel Aviv Universität. Er arbeitete u.a. mit Maxim Gorki, TJG Dresden und der Schauburg in München. Mit seinen Solos wurde er in mehr als 30 Länder eingeladen, zwei seiner Stücke zur »Augenblick Mal« Biennale des Theaters für junges Publikum in Deutschland.

»Mit dem Projekt »Essensspiele« fordere ich dazu auf, den Ort zu erkunden, an dem wir Nahrung finden. Es betrachtet die Dinge, die wir anbauen, kaufen und essen und wirft einen genauen Blick darauf, wie wir Essen zubereiten und konsumieren. Ich untersuche verschiedene soziale Etiketten, wie Essen gegessen oder zubereitet werden »soll«. Ich werde darum bitten, das Essen, mit neuen Augen zu betrachten und dabei zu versuchen, nichts als selbstverständlich zu betrachten, sondern zu überprüfen, was für uns Essen ist, wie wir es angehen, was wir daraus lernen und wie wir Essen als Aktion neu denken können. Dies geschieht, indem Essen auf der Bühne zubereitet und mit verschiedenen Zubereitungsarten gespielt wird, auch beim Konsumieren und Servieren. Das Projekt wird mit verschiedenen Techniken der Live-Video- und Makrofotografie experimentieren, die es uns ermöglichen, tief in das Essen einzutauchen und viele kleine Details und Texturen zu entdecken, von denen wir normalerweise nicht einmal wissen, dass sie vorhanden sind, und so eine Reise in die Welt des Essens zu unternehmen.«

 

 

Thomas Dannemann

»Schlaf. Erzählung eines Auserzählten«

Thomas Dannemann wurde in Bad Saarow geboren. Er hat von 1990 bis 1994 an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« studiert und an vielen Theatern im deutschsprachigen Raum gespielt, unter anderem am Burgtheater Wien, am Deutschen Theater Berlin, der Schaubühne Berlin und dem Düsseldorfer und Hamburger Schauspielhaus. Ab 1999 begannen in Dresden seine ersten Regiearbeiten, die sich fortsetzten an Theatern in Bochum, Düsseldorf, Köln, München, Leipzig, Göttingen, Hannover, Frankfurt am Main und vielen mehr.

»Meine Residenz ist ein Recherche- und Schreibprojekt. Die Prämisse lautet: »Der Mensch ist ein Tier, dem man die Lage erklären muss«. Es ist ein Projekt über das verunsicherte, in Not geratene, nicht nur in die Welt, sondern auch auf sich selbst geworfene und sich daran erschöpfende Selbst, das Welten durchquert, auf der Suche nach einer Selbsterzählung, die auf Resonanz durch andere stößt, seiner Kapazität angemessen ist, ihm plausibel vorkommt und es sinnstiftend zu erlösen scheint. Ich recherchiere über sein Bedürfnis, sich in einer Gruppe einfinden zu können, durch eine Erzählung einen Platz zugewiesen zu bekommen, diese Erzählung zu übernehmen und weiterzuerzählen. Es konkurrieren unterschiedliche Erzählungen von gesellschaftlichen Gruppen und konkurrierenden Machtverbänden, die versuchen, ihre Erzählung zur dominierenden zu machen und damit ihren Einfluss zu vergrößern, um ihre Interessen durchzusetzen. Darüber, dass Erzählungen nicht aus sich heraus existieren, sondern wir ihre Relevanz und ihren Wahrheitsgehalt aushandeln müssen, um ein soziales Miteinander möglich zu machen, weil wir ohne Sinnstiftung nicht auskommen. Bis hin zu der Frage, welchen, über den Menschen hinausgehenden, strukturellen Zusammenhang es zwischen der technischen Weiterentwicklung, u. a. auch in den sozialen Medien und dem eventuell irreversiblen Erodieren von Konsenserzählungen in unseren heutigen Gesellschaften gibt.«